Tag 4 - Vik und die Südostküste
Nachdem wir mit Musik an den Frühstückstisch gerufen wurden, von Dorothee und Roland, und unseren Hunger gestillt hatten, wurde der Bus reisefertig gemacht.
Eric fuhr uns zum Wasserfall Seljalandsfoss. Bei diesem Fall konnten wir auch die Rückseite betreten. Die Felswand war aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit mit Flechten, Moosen und Farnen bedeckt.
Ein paar hundert Meter weiter erstaunte uns Numero 2 der Wasserriesen. Er war auch etwas besonderes. Der Gljúfrabúi stürzte sich durch einen Felsspalt 30 Meter in die Tiefe in eine Höhle. Man konnte ihn dort erleben, musste aber erst einige Meter über Steine einen Wasserlauf überqueren. Beim Hineingehen und Herauskommen kam es dann natürlich zu einigen Tumulten/ Zusammenstößen. Trotz allem zeigte uns dieser Wasserfall ein beeindruckendes Schauspiel. Da rund um die Wasserfälle viel Feuchtigkeit zerstäubt wird, gibt es einen intensiven Pflanzenbewuchs an den Felswänden und auf den Wiesen. Leuchtend weiße Federbällchen des Wollgrases bedeckten die besonders feuchten Stellen des Erdreiches.
Nun war der Skógafoss der dritte Fall im Bunde. Eine Treppe führte auf das Plateau, von welchem die Wassermassen in die Tiefe stürzten. Aus einer anderen Perspektive führte uns der Wasserfall seine enorme Kraft vor.
Nach einem kurzen Picknick ging unsere Reise zum Gletscher Sólheimajökull. Die meisten von uns hatten einen Gletscher in Natura noch nicht gesehen. Doch an seinem Ende taut er stark ab. Es bildet sich ein See, auf welchem noch kleine Teile des Gletschers schwimmen. Schwarze Lavaasche bedeckt zum Teil die oberen Eisschichten. Wir waren betroffen, als wir feststellen mussten, dass dieses Naturphänomen langsam stirbt. Eine Tafel informierte uns und die anderen Touristen wie schnell der Gletscher jedes Jahr abnimmt, im Schnitt 50 Meter.
Die Fahrt ging weiter zur südlichsten Stelle Islands. Von der Höhe eines Felsens, der auch an den Wänden begrünt war, konnten wir Papageientaucher, diese bunten kleinen Vögel, beim An- und Abflug zuschauen. Sie nisteten in der Felswand und sind so relativ sicher vor Feinden. Doch Raubmöwen können ihre Eier und ihre Brut trotzdem gefährden. Der Blick in die Runde fiel auf bizarres Felsgestein, welches sich in den blauen Himmel reckte. Mehrere Felsbögen überbrückten das Ufer des Atlantiks. Lange schwarze Sandstrände erfreuten unseren Blick. Auf dem Felsplateau hatten sich viele hellrosa Graslilienpolster ausgebreitet. Am Strand, zwischen riesigen Felsbrocken und kleineren plattgeschliffenen Steinen, legten wir unsere Kaffeepause ein. Dorothee hatte leckeren Schokoladenkuchen gebacken.
Der Canyon Fjaðrárgljúfur war unsere nächste Anlaufstelle. All unsere Ausflugsziele konnten wir nie verfehlen, da andere wandernde und fotografierwütige Touristen das gleiche Ziel hatten. Vor zwei Millionen Jahren hatte ein Gletscher diese Schlucht mit ihren bizarren Felsformationen geschaffen. Ein Wasserlauf bewegte sich durch das tief eingeschnittene Tal. Diese Naturschönheit regte natürlich wieder zu vielen Schnappschüssen von tausenden Handys und Kameras an.

Auf unserem Rückweg vom Canyon hielten wir noch einmal an. Auf riesigen Lavafeldern hatte sich verschiedenfarbiges Moos auf den unterschiedlich großen Felsbrocken angesiedelt. Mit ein bisschen Fantasie konnte man schlafende Schafe, Echsen, Schildkröten, Drachen und andere fantastische Gebilde ausmachen. Begrenzt wurden diese Gesteinsformationen von riesigen Bergen mit Schneekappen und Gletschern. Sie erstrahlten in reinstem weiß in der Abendsonne. Es gab aber auch schwarze Lavafelder. Viele kleine schwarze Türmchen und Spitzen ragten heraus und erinnerten uns an eine Schar lustiger Trolle, die auch in Islands Sagenwelt eine wichtige Rolle spielen.
An einer anderen Stelle des Lavafeldes entdeckten wir kleine schwarze Türmchen. Sie sind von den Reisenden aus verschiedenen Steinen zu Pyramiden gebaut worden. Eine Schautafel erzählt (auch in deutsch) davon, dass hier einmal ein Bauerngehöft von einem Vulkanausbruch zerstört wurden ist. Zum Gedenken daran erstellen die Touristen diese kleinen Felsgebilde, welche ihnen aber auch eine glückliche Reise bescheren sollen. Nachdem auch wir unser Türmchen errichtet hatten, hatte unsere Reisegruppe für den heutigen Tag genug gesehen.
Eric und Olivia brachten uns nach mehrstündiger Fahrt wieder gesund und froh nach Hause. Hier wartete ein heißes Chili con Carne-Gericht auf uns. Ohne Spielerunde fiehlen wir in die wohlverdienten Betten.
Nun eine kurze Bemerkung in eigener Sache: Ich hatte Roland, dem Finanzminister, den Vorschlag gemacht, weil ich immer gern und viel über unsere Ausflüge schreibe, er möchte mir 10% der Reisekosten erlassen. Der Schuss ging aber nach hinten los. Er behauptete doch, ich hätte seine halbe Schokolade genascht, doppelte Frühstücksbemmen (thüringer Dialekt) erhalten und das rationierte Bier von Eric und ihm mit niedergemacht. Das bedeutet, dass ich noch 10% mehr bezahlen muss, anstatt weniger. Na gut, alle anderen hatten ja auch schwergewichtige Posten. Olivia und Eric Fahrdienst, Roland und Dorothee Küchenarbeit, Reiseorganisation Franziska, sodass ich meinen Antrag auf Reisevergünstigung wieder zurückziehe.
Barbara Gottmannshausen








